1872-1945
Die Geschichte des Bw Dresden-Altstadt begann 1872 mit der Errichtung eines Lokanheizgebäudes für 20 Loks und eines Kohleschuppens im Zuge der zweiten Erweiterung des Böhmischen Bahnhofs. Dieser war die Endstation der 1853 gegründeten Albertsbahn, eine Verbindung zwischen Dresden und Tharandt und benannt nach dem Kronprinzen Albert von Sachsen. Der Böhmische Bahnhof diente primär als Kohleumschlagplatz. Die Bedeutung als Personenbahnhof wuchs erst nach der Verlängerung der Strecke von Tharandt nach Freiberg.
Der Lokschuppen an der Nossener Straße bildete als späteres Heizhaus 1 den Grundstein für das Bw Dresden-Altstadt. 1876/77 wurde der Kohleschuppen verlängert und das Heizhaus 2 mit 19 Ständen errichtet. Die Heizhäuser dienten nur zum Abstellen von Betriebsloks, Reparaturen erfolgten in der Betriebswerkstatt am Böhmischen Bahnhof.
1884 erfolgte ein massiver dreistöckiger Anbau an das Heizhaus 1 mit Hochbehälter für Wasser und Sozialräumen. 1891 wurde auf dem Heizhausgelände ein Beamtenwohnhaus errichtet.
Mit der Umgestaltung der Dresdner Bahnanlagen, bei der u.a. der Dresdner Hauptbahnhof errichtet wurde, erfolgte 1893/94 der Neubau von zwei weiteren Heizhäusern, Haus 3 und 4. Zwischen beiden platzierte man das neue Verwaltungsgebäude. Ebenfalls 1894 wurde zwischen Heizhaus 2 und 3 ein Magazingebäude errichtet, in dem sich ab 1945 die Lokleitung befand. Beiderseits des Kohleschuppens entstanden je drei offene Kohlestapel, die sich entlang der Heizhausanlage zwischen den Gleisen 58 und 59 hinzogen. Bekohlt wurde mit ortsfesten Ruge-Kränen, wovon einer noch heute betriebsfähig ist. Der entstandene Kohlelagerplatz hatte eine Kapazität von 3000 t. Später wurden alle Lokschuppen erweitert und ausgebaut. Ebenso wurden schrittweise die vier Drehscheiben an die notwendigen Lokomotivlängen angepasst. So ist am ersten Schuppen - dem heutigen Haus 1 - eine noch betriebsfähige 23 m - Drehscheibe vorhanden. An den nicht mehr existierenden Häusern 2 und 3 sind eine 20 m - bzw. 16 m - Drehscheibe vorhanden gewesen. Immer noch in Betrieb ist die 18 m - Drehscheibe am erhaltenen Haus 4.
Die Lokomotivreparatur erfolgte bis in die frühe Reichsbahnzeit im RAW Dresden-Friedrichstadt. Zur Neustrukturierung des Werkstättenwesens wurde 1926 im Anschluss an das Heizhaus 4 eine Lokbetriebswerkstatt mit 7 Reparaturständen und offenem Schiebebühnenfeld errichtet. Damit war das Flurstück der Gemarkung Plauen restlos bebaut und das Bw Dresden-Altstadt hatte seine größte Ausdehnung erreicht. Fortan fanden im Bw fast alle renommierten sächsischen Schnellzuglokomotiven (18.0 und 19.0) und später auch preußischen Schnellzug- und Personenzugbaureihen (17 und 39) eine Heimat. Zu Zeiten der Deutschen Reichsbahn gesellten sich die damals modernen Baureihen 01, 03 und 61 dazu. Durchschnittlich waren zu Glanzzeiten bis zu 120 Dampflokomotiven in Dresden-Altstadt stationiert.
Auf den von der sächsischen Metropole ausgehenden Strecken beförderten die Altstädter Schnellzuglokomotiven alle bekannten nationalen und auch internationalen Fernschnellzüge. Besonders erwähnenswert ist hier der Henschel-Wegmann-Zug, der in 102 min mit Lok 61 001 den Berliner Anhalter Bahnhof erreichte. Auch das Dresdner Umland wurde im Nahverkehr mit Altstädter Personenzugloks der Baureihen 38.2-3 (sä. XII H2), 38.10-40 (pr. P8), 93, 86 sowie 98.0 (sä. I TV) bedient.
Die Rückentwicklung des Bw begann bereits im Jahr 1940. Nach Inbetriebnahme der Lokwerkstatt im neuen Bw Dresden-Friedrichstadt wurde das Heizhaus 3 aufgegeben, Drehscheibe und Schuppengleise wurden bis auf zwei neu angelegte Laderampengleise entfernt und das Schuppengebäude wurde als Lagerraum für kriegswichtiges Material genutzt.
Ab 1938 kamen durch die politischen Entwicklungen auch regelmäßig tschechische Lokomotiven mit Zügen aus Tetschen-Bodenbach und Aussig als Wendelokomtiven nach Dresden-Altstadt.