Schwere Einheitsschnellzuglokomotive BR 01, eine 2’C1’h2 der "Typenreihe 1925"
Vordringlichster Bedarf der neuen DRG Anfang 1920 waren leistungsfähige Schnellzuglokomotiven. Die Vereinheitlichung der vorhandenen Länderbahnlokomotiven scheiterte an den unterschiedlichen Konstruktionen, die zudem auch schon teilweise veraltet waren, so dass eine neue Lokomotive konstruiert werden musste. An den Entwicklungsarbeiten beteiligten sich die Firmen Borsig, Henschel, AEG Hennigsdorf und Maffei. Aus den Entwürfen wählte ein extra eingerichtetes (VB) Vereinheitlichungsbüro 1925 (Typenreihe 1925) zwei Schnellzuglokomotiven aus: Die Lokomotiven 01 001-010, eine 2’C1’h2 Zwillingslokomotive sowie 02 001-010, eine 2’C1’h4v Verbundmaschine, wurden mit dem Kurztender 2'2T30 (wie auch 03 001) abgeliefert - durch 20 m-Drehscheiben bedingt, die noch vielfach in den Bw vorhanden waren. Die Serienloks wurden dann alle mit dem größeren 2'2'T32 ausgeliefert, als im Verlauf der Zeit die 23 m-Drehscheiben Standard wurden. Der 2'2'T34, mit 10 t Kohle und 34 m3 Wasser Fassungsvermögen, entstand erst mit der Serienlieferung der BR 41 und 44 und wurde dann im Betrieb an die Schnellzugloks getauscht.
Philosophisch betrachtet war die Konstruktion der BR 01 ja auch der Beginn des vereinheitlichten Lokomotivbaus in Deutschland. Viele ihrer Bauteile wurden dann auch bei den folgenden Einheitsloktypen verwendet. Kritisch können wir ruhig anklingen lassen, dass dieses Prinzip heute völlig über den Haufen geworfen worden ist...
Die Einheitsschnellzuglokomotive 01 001 wurde 1925 entwickelt, gebaut und dann im Januar 1926 von Borsig abgeliefert und an die Versuchsanstalt Grunewald abgegeben. Auch die restlichen 9 Maschinen des ersten Bauloses, sowie vier Maschinen der BR 02 wurden 1926/27 abgeliefert und auf die Bw Hamm, Hof und Erfurt verteilt, um so Erfahrungen in den unterschiedlichsten Einsatzgebieten zu sammeln. Nach einer Testphase entschied die DRG sich zum Serienbau der BR 01, da diese Maschine die besseren Ergebnisse lieferte.
Im Laufe der Jahre wurden die verschiedensten Änderungen an den Maschinen vorgenommen. So erhielten die Loks ab der 01 077 längere Kessel; von 5,8 auf 6,8 m Rohrlänge die kupferne Feuerbüchse wich ab der 01 101 einer Feuerbüchse aus Stahl. Die Maschinen ab der 01 102 erhielten grössere Drehgestellräder und eine verbesserte Bremseinrichtung, so dass die Höchstgeschwindigkeit auf 130 km/h heraufgesetzt werden konnte. Ab 1935 wurden die Maschinen mit Indusi ausgerüstet.
Die Lokomotiven der BR 02 (02 001 bis 010) bewährten sich aufgrund konstruktiver Mängel nicht, alle drei Betriebswerke, denen man die 02er zugeteilt hatte, meldeten gleiche Ergebnisse, nach denen die 01 die klar überlegenere Lok war. So kam es in den Jahren 1937 bis 1942 zum Umbau der 02er in 01er (01 011, 01 233 bis 241).
Die Lokomotiven waren im ganz Deutschland zu finden, die wichtigsten 01-Bw waren unter anderem auch in Berlin, Erfurt P, Frankfurt(M), Kassel, Magdeburg, Offenburg, Dresden, Köln und Hannover, Hamm, Hagen und Königsberg. In den Kriegsjahren tauschte man die 01 in den östlichen Gebieten gegen 03er aus; die 01er verlagerte man Richtung Westen. Nach Kriegsende waren auf dem Gebiet der DR noch 70 Maschinen zu finden, in Westdeutschland dagegen 171 Loks. Allerdings war kaum eine Lok aufgrund der Kriegsschäden noch betriebsfähig. Die DR musterte 5 Loks aus und verteilte die restlichen Maschinen nach der Wiederaufarbeitung nach Erfurt P, Magdeburg, Dresden, Wittenberge und Berlin, von wo aus sie im schweren Schnellzugdienst nach Dresden sowie auf der Strecke Magdeburg-Rostock zum Einsatz kamen.
Dresden war aber eigentlich keine echte 01-Hochburg, denn unser Bw bekam die 01 erst recht spät. Wir hatten ja unsere bewährten sächsischen Edelrenner und die P10 (BR 39) für die Gebirgsstrecken. Die ersten (01 184,185) kamen 1936 als Ersatzloks für die 61 001 am Henschel-Wegmann-Zug. 1937 /38 kamen dann noch 01 201, 202, 216, 217, 226 und 227 dazu, also nicht gerade die große Masse. Nach dem Krieg wurde erst mal alle 01 abgezogen und später durch 03 ergänzt, als die 18er ausschieden. Erst ab 1967 kam die 01 wieder nach Dresden wegen der schweren internationalen Schnellzüge. Unser Ruhm war dann der 10-jährige hochwertige Einsatz im schweren Schnellzugdienst bis zum Schluss im September 1977, den wir ja noch life miterleben konnten und der die Grundlage für unseren hohen Bekanntheitsgrad bildete.
Nach ihrer Ausmusterung wurden einige Lokomotiven nicht gleich verschrottet. Sie dienten als "Dampfspender" an versechiedenen Orten. So kam beispielsweise die 01 014 (zuletzt Bw Magdeburg) 1985 als Heizlok in das Bw Schwerin.
Die DB musterte nach einer Sichtung der schwer beschädigten Loks 6 Maschinen aus.
In den folgenden Jahren wurden einige Modernisierungen, Umbauten; Rekonstruktionen (z.B. die BR 01.5) an den Maschinen vorgenommen; unter anderem erhielten 50 Maschinen Neubau-Ersatzkessel, die auch für Ölfeuerung vorgesehen waren. Ausserdem kamen Mischvorwärmer mit entsprechenden Pumpen zum Einbau; die Loknummern behielt man trotz der Umbauten bei. Die Wagner-Windleitbleche wurden durch die kleineren Witte- Windleitbleche ersetzt. In den folgenden Jahren schrumpfte der Bestand an 01er jedoch stetig. So waren 1961 noch 156 Loks im Einsatz. Letztes Heimat-Bw der 01 war das Bw Hof, wo ihr planmässiger Einsatz 1973 zu Ende ging.
Erhalten geblieben sind einige Maschinen im ganzen Bundesgebiet:
- 01 005 in Staßfurt (VMD Dresden)
- 01 008 rollfähig bei der DGEG
- 01 066 betriebsfähig im Bay. Eisenbahnmuseum
- 01 111 rollfähig im Dt. Dampflokmuseum Neuenmarkt-Wirsberg
- die 01 533 (ex 01 116) verschlug es nach Linz/Ampflwang zur ÖGEG, Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (betriebsfähig)
- 01 118 gehört betriebsfähig der Historischen Eisenbahn Frankfurt und fährt inzwischen oftmals im Auftrag des VM Nürnberg
- die 01 137 und
- 01 150 aus Heilbronn (Stiftung Deutsche Eisenbahn) gehören ebenfalls dem VMN
- 01 531 (rekonstruiert aus 01 158) im Bw Arnstadt/hist.
- 01 173 steht rollfähig im MVT Berlin
- 01 202 gehört der Eurovapor (Schweiz - Verein Pacific 01 202) und ist betriebsfähig
- 01 204 steht im Museum in Hermeskeil
- 01 514 (ex 01 208) als Leihgabe der HEF steht im Technikmuseum Speyer und die
- 01 220 steht als Denkmal in Treuchtlingen.
Alfred Hobl nach Annalen Torsten Düring, Lok-Archive & Lok- Betriebsbücher, Sammlung Hobl; im Februar 2015
Aufnahmen: Sammlung Alfred Hobl
>>> Beheimatungsübersicht der 01 in der DDR (Zusammenstellung: Jörg Baumgärtel). <<<